Ich habe gegenüber Religionen eine eher skeptische Einstellung, weil sie Dinge unnötigerweise mystifizieren. Die Staatskirche in Finnland lehrt, dass Gott alles außerhalb sich selbst geschaffen hat, und Menschen nicht fähig sind, sich selbst aus dem Sumpf zu ziehen, in den sie gefallen sind. Deshalb sollte jeder seinen Weg in die Kirche finden, zu den spirituellen Führern und der Bibel.

Als ich selbst in den frühen 1980er Jahren zum Glauben kam, las ich die Bibel von vorne bis hinten innerhalb eines Monats. Danach spürte ich keinen Drang, in die Kirche zu gehen. Mich haben Religionen nur interessiert, um Dinge für mich selbst herauszufinden, und wie sich Denkmuster der Menschen voneinander unterscheiden. Obwohl ich in meinen Artikel Bibelzitate anführe, halte ich mich selbst für keinen religiösen Menschen.

Manchmal wenn ich überlege etwas zu sagen, kommt es wie ein Gedankenblitz, dass auch Jesus über dieses Thema spricht. Da man mit Google Dinge nur mit Suchbegriffen findet, ist es nicht schwer eine Spur in der Bibel zu bekommen, die sich mit meinem Gedanken deckt.

Ich brauche keine spirituelle Führer, weil Gedanken aus meinem Herzen entspringen. Meine einzige spirituelle Führung ist das Bewusstsein, dass ich Teil des Ganzen bin und meine Aufgabe es ist, mit anderen konstruktiv zu handeln. Um das zu begreifen, reicht ein gesunder Menschenverstand.

In den 1980er Jahren las ich das Buch Lob der Torheit von Erasmus von Rotterdam (1466-1536). Ich verstand so ziemlich nichts von dem Inhalt des Buches und seinen Details. Warum hat der Autor diese Dinge gewählt, über die er schrieb? Was wollte er sagen? Obwohl ich es auch nicht auf der Ebene des Egobewusstseins begriff, blieb mir jedoch der Eindruck, dass der Autor Menschen verhöhnt, die mit ihrer „Weisheit“ über ihre eigene Geschicklichkeit stolpern und sich damit unglücklich machen. Priester und Mönche werden im Buch als Narren dargestellt. Der Papst kommt da auch nicht gut weg, der nach Meinung von Erasmus der Inhaber der unglücklichsten Position (lies: des Theaters) ist.

Am glücklichsten sind Menschen, die nicht hirngesteuert sind, sondern die mit ihrem Herzen handeln, um ein glückliches Leben zu genießen. Dazu braucht man nichts mehr als aufrichtigen Menschenverstand.

Die Absicht von Erasmus war es, ein fröhliches und verspieltes Buch über ein ernstes Thema zu schreiben. Er selbst bekam in jungen Jahren eine Klosterausbildung. Er schwor den Mönchseid und gehörte zur Priesterschicht. Jedoch wirkte er selbst niemals eine längere Zeit als Priester.

Die satirischen Schriftstücke von Erasmus kritisierten die Verrücktheiten und korrupte Praktiken der Kirche und der Gesellschaft, aber er machte immer deutlich, dass er die Institutionen nicht angreifen wollte, und dass er auch nichts gegen einzelne Kleriker hatte. Erasmus stellte z.B. nie die Autorität des Papstes in Frage. Seiner Meinung nach war die größte Sünde der Kirche die Formalität, mit der das Erbe ohne Verständnis von der Lehre Jesu weiter getragen wurde. Dabei wurde der Geist erstickt. Erasmus versuchte, Praktiken von der mittelalterlichen, traditionellen und steifen Formalität zu befreien.

Lob der Torheit ist eines der eindrucksvollsten Werke der westlichen Literatur und gilt als ein Urheber der Reformation im Mittelalter. Ich denke, es geht nicht so sehr um die Dummheit der Menschen, sondern eher um Lob der Einfachheit. Am Ende des Buches betont Erasmus einfache christliche Tugenden.

Dieses Thema bleibt bis zum heutigen Tag aktuell, wenn in der Welt bitterer spiritueller Kampf stattfindet, bei den die mittelalterliche Rückständigkeit auf das heutige rationelle und humane Gedankengut prallt.

Menschen, die sich für zivilisiert halten, betrachten es heutzutage als ihre Pflicht, Intoleranz zu tolerieren. Es scheint, als ob die Toleranz eine Art von Extremsport geworden ist: Je anders und unverständlicher etwas ist, desto mehr wird es toleriert, weil Toleranz zur politischen Agenda gehört.

Die Vorsitzende des finnischen Rats für Massenmedien Elina Grundström präsentiert in den Nachrichten ihre Überzeugung, dass die alternativen Medien und die Nachrichten, die aus der Volksmasse aufsteigen und die die derzeitige Lage der Dinge kritisieren, einfach „Fakenews“ sind, die eine Bedrohung für die Meinungsfreiheit und für den „echten“ Journalismus darstellen. Richtiger, echter Journalismus ist ihrer Meinung nach, wenn Fakten und Quellen kritisch (lies: zensiert) überprüft werden, der darauf abzielt, die (offizielle) Wahrheit zu präsentieren. Mir kommt ein Gedanke:

[framed_box width=““ minheight=““ rounded=“true“]“Toleranz ist die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft.“ (Aristoteles)[/framed_box]

Es stellt sich die Frage, was ist solch eine einzige Informationsquelle, der jeder definitiv vertrauen kann. Obwohl Information auf Fakten überprüft wird, bleibt es jedoch auch ein subjektives Wissen. Nicht einmal 10 Prüfer machen Information objektiv.

Beim Schreiben von Zeitungsartikel erzählt jeder einzelne Journalist seine eigene, subjektive Erfahrung. In dieser Beziehung weichen sie nicht von den Amateuren ab, die ihre Erfahrungen aufschreiben. Die Verpflichtung des einzelnen Bürgers ist, selbst das Wissen zu untersuchen, das ihm gegeben wird. Wenn Information durch das Sieb des Volkes läuft, kann es als objektives Wissen betrachtet werden.

Ironischerweise beschreitet die kapitalistische Welt jetzt selbst den gleichen Weg, den sie bei „kommunistischen“ Ländern als Beschränkung der Redefreiheit ständig kritisiert. Es stellt sich die Frage, ob es überhaupt in diesen Systemen einen Unterschied gibt. In beiden Systemen versucht die Elite, den Schwächeren zu unterdrücken.

Siehe auch:

Der Ursprung des Wissens

Wikipedia: Erasmus von Rotterdam, Desiderius Erasmus

Wikipedia: Lob der Torheit

Videos:

Pat Condell: A society of cowards

Ann Barnhardt: About „being nice“

Sananvapauden pahimmat uhkat (JSN, Elina Grundström)