Seit dem Ausbruch der Krise in der Ukraine wundere ich mich, wie Menschen so überzeugt von ihren Meinungen sein können, obwohl jeder sicherlich nur ein durchschnittlich schlechtes Wissen, wie auch ich, über die tatsächlichen Geschehnisse in der Ukraine hat.

Anfang des Jahres hat es mich gestört, dass die EU und die internationale Gemeinschaft anscheinend nichts gemacht haben, um die Geschehnisse und Morde in der Ukraine aufzuklären, obwohl die internationalen Gemeinschaften ansonsten sofort die Lage untersuchen, wenn z.B. Diktatoren in Afrika beginnen, ihre Bürger zu eliminieren.

Die Tatsache, dass Russland einfach zum Sündenbock gemacht wird, gibt zu denken, dass die Sache kaum so einfach ist. Der finnische Altpolitiker Paavo Väyrynen schreibt in seinem Blog, dass er dem europäischen Parlament im Jahr 2000 einen Bericht über die Beziehung der Union und der Ukraine vorgelegt hat. Er traf deshalb in Kiew den ukrainischen Staatssekretär des Außenministeriums, der sagte, dass die russische Beziehung zur Ukraine nach einem ähnlichen Modell funktionieren sollte, wie es Finnland schon erfolgreich seit Jahrzehnten verwirklicht. „Das Land sollte die russischen Sicherheitsinteressen beachten, außerhalb von militärischen Allianzen bleiben und nach einer guten Zusammenarbeit suchen, sowohl mit Russland als auch mit der EU und anderen westlichen Ländern.“

Diese Einstellung gegenüber einer Kooperation bekommt eine negative Färbung in Finnland in den 1970 und 1980ern Jahren und wurde unter dem Namen Finnlandisierung bekannt. Diese Haltung ist jedoch begründet auf den gesunden Menschenverstand.

Wenn man die politischen, kulturellen oder geographischen Aspekte der Teilung zwischen Ost und West vergisst, sieht man, dass diese Trennung völlig künstlich ist. Jeder hat sicher schon die Erfahrung gemacht, dass gute Nachbarschaftsbeziehungen Gold wert sind, trotz Meinungsverschiedenheiten.

Als die USA und EU zusätzliche Sanktionen trotz Waffenstillstand in der Ukraine am 12.9. gegenüber Russland beschlossen, äußerte die russische Staatsführung den Verdacht, dass die ukrainische Krise nur ein Vorwand für etwas ganz anderes sei. Alles ist recht, um Russland zu schwächen und seine Verbindungen in den Westen zu sabotieren. Ich fragte mich selbst, was dieses „etwas ganz anderes“ sein könnte.

Ich las vor einem Jahr einen Artikel, dass China fünf Prozent der ukrainischen Bodenfläche für landwirtschaftlichen Bedarf mietet. Im Dezember 2013 unterschrieben der damalige ukrainische Präsident Viktor Yanukovich und der chinesische Präsident Xi Jinping ein Abkommen über 10 Milliarden Dollar von chinesischen Investitionen in die ukrainische Landwirtschaft, Luftfahrt, Energiewirtschaft, Finanzmärkte und die Entwicklung der Infrastruktur des ganzen Landes. Somit würde China der zweit wichtigste Handelspartner für die Ukraine werden.

Ich glaube nicht, dass Russland, der ebenso ein wichtiger Handelspartner von China ist, die Interessen von China in der Ukraine gefährden will. Wie wir wissen, verlangt ein dauerhaftes Haushaltswachstum auch ein stabiles, gemeinschaftliches Umfeld. Wer also versucht verzweifelt, den Eindruck zu schaffen, dass Russland die Wurzel allen Übels ist? Ist dies eine Teile-und-Herrsche – Politik, die wir oft in vielen anderen Verbindungen sehen?

Nach einigen Meinungen sollte an der ukrainischen Ostgrenze eine Pufferzone errichtet werden. Das klingt nach der Mobbing- Mentalität in Schulen und auf Arbeitsplätzen:

wenn der andere die offizielle Wahrheit nicht akzeptiert, gehört der nicht dazu. Mauern und Grenzzäune waren noch nie dauerhafte Lösungen zu irgendwelchen Problemen. Außerdem ist es offensichtlich, dass das wahre Wachstumspotential im Osten und in Asien sowie in den arabischen Ländern liegt. Ich verstehe nicht, was in den Köpfen der derzeitigen Entscheidungsträger in der Ukraine und in der EU vor sich geht, wenn sie diese Fakten nicht akzeptieren.

Ich selber würde anstatt der Mauern und Grenzzäune lieber ein Maglev-Zug Netz sehen, das sich von der Westküste der Europäischen Union bis zur russischen und chinesischen Ostküste und bis zur arabischen Halbinsel erstreckt. Es wäre ein großer Schritt in einem Prozess, der das Universum in ein Gleichgewicht führt. Wir haben einen sehr großen Kontinenten, Eurasien. Die EU ist nur eine kleine Halbinsel darin. Wir können uns alle dazu beitragen, dass das Leben auf diesem Kontinent gedeiht.

Siehe auch:

Alles ist perfekt

Paavo Väyrynen

vayrynen.com: Suosituimmuusjärjestelyistä apua Ukrainan kriisiin?

[Wird durch die Meistbegünstigung Hilfe in der ukrainischen Krise geleistet?]

Wikipedia: Maglev-Zug

Wikipedia: Eurasien

South China Morning Post: Ukraine to become China’s largest overseas farmer in 3 million hectare deal

The Telegraph: China ‚to rent five per cent of Ukraine‘

Huffington Post: How China Benefits From the Ukraine Crisis

Videos:

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