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Eines Morgens vor Weihnachten fuhr ich in der Morgendämmerung durch meine Wohngegend und wurde auf eine lange Menschenschlange aufmerksam. „Was für ein Zirkus!“ dachte ich. Ich war enorm erstaunt.

Ich wusste, dass es beim Einkaufszentrum einen Ort gibt, wo mittellose Menschen um Nahrungsmittelhilfe ansuchen konnten und ich habe dort oft Menschen gesehen, die Schlange standen, aber diese Schlangen waren niemals mit jenen vergleichbar, die ich jetzt sah. Wir können natürlich dankbar darüber sein, dass Bedürftige jetzt Schlange stehen können, um Gratis-Essen zu bekommen.

In meiner Kindheit konkurrierten die Ärmsten – zu denen ich selbst auch gehörte – mit Ratten um die besten Stücke auf Mülldeponien. In den westlichen Ländern wurde dies unmöglich gemacht, als die Deponien versperrt wurden, aber in einigen Entwicklungsländern ist diese Praxis nach wie vor üblich. Im Westen wird Dumpster Diving praktiziert, bevor der restliche Müll auf den versperrten Mülldeponien landet.

Einige sind der Meinung, dass die Finnen heutzutage keine Ahnung mehr von richtiger Armut haben. Jedoch glaube ich nicht, dass die Armen unter uns verschwunden sind, auch wenn sie nicht mehr mit den Ratten auf den Mülldeponien konkurrieren müssen, sondern nun in einer ordentlichen Reihe stehen können, um Gratis-Essen zu bekommen.

Als ich auf die Essensschlange schaute, sah meine Seele aus der Sicht jedes Einzelnen und ihren Familien in der Schlange, wie sie von Amtsschimmel abhängig waren. Wie kann sich eine Gesellschaft leisten, so verschwenderisch mit Energie und Ressourcen umzugehen?

Menschen bei denen Effizienz und Freiheit im Vordergrund stehen, finden es profitabler, dass ein großer Teil des Volkes versklavt wird, um Wirtschaftssysteme aufrecht zuhalten, anstatt dass ihm die Wahl gegeben würde, eigene bestmögliche Ziele zu realisieren. Dieses Paradox beschäftigte mich zum Jahreswechsel.

Vor Weihnachten wurde eine Studie veröffentlicht, die aussagt, dass 25% der wohlhabenden Bevölkerung unseres Landes der Ansicht ist, dass Armut selbst verursacht ist und das dies ein Anzeichen für geistige Armut ist. In meinen Ohren klingt das so, als ob es meine eigene Faulheit und Trägheit sei, dass ich auch noch nach 37 Jahren körperlich behindert bin und im Rollstuhl sitze, obwohl meine Behinderung kein Dauerzustand ist, sondern meine körperliche Verfassung nur Möglichkeiten gebraucht hätte, um sich erheblich zu bessern.

Als ich über diese Sache grübelte, brachte dies eine komplette Änderung meiner eigenen Denkweise. Ich schrieb noch letzten Herbst in meinem e-Buch (Aus der Krise in die Blütezeit): „Wenn jeder von uns sein Schicksal in seine eigene Hände nimmt – anders gesagt – wenn wir auf die Stimme in uns hören und uns von ihr führen lassen, werden wir alle aufsteigen, wie Phönix aus der Asche, und wir können unseren Kurs in Richtung neue Horizonte lenken.“

Das ist Theorie. Aber wir leben praktisch in einer physisch begrenzten Welt. Dabei ist es egal, wie positiv wir uns Dinge annähern oder wie gewissenhaft wir versuchen, unsere Situation zu verbessern, wenn wir keine wirkliche Möglichkeit haben, nach unserer inneren Stimme zu handeln, und uns von den Fesseln der realen Welt zu befreien und entschlossen zu unserem bestmöglichen Ziel zu gehen.

Ich habe in meinen Blog-Artikel betont, dass seit Beginn meiner Behinderung das geistige Wachstum für mich wichtiger gewesen ist, als die körperliche Rehabilitation. Dies ist jedoch nicht die ganze Wahrheit.

Zwei Jahre nach Beginn meiner Behinderung machte ich mit meinem Personal Trainer in einem Rehabilitationszentrum Gehübungen. Ich ging ohne jegliche Unterstützung oder Hilfsmittel. Mein Personal Trainer ging neben mir und gab das Tempo an: „Eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei…“

Ich fühlte, dass mein Körper begann, sein altes Tempo wieder zu bekommen, und das Gehen fiel mir leicht. Alle, die meine Fortschritte verfolgten, ermutigten mich die Rehabilitation so lange wie möglich fortzusetzen. Auch ich selbst war der Meinung, dass es sich unter keinerlei Umständen auszahlt, gut begonnene Übungen zu unterbrechen.

Die Ärzte jedoch waren anderer Meinung. Sie trafen auf der Grundlage des Hörensagens die Entscheidung, dass meine Rehabilitation nicht fortgesetzt wird. Der Fortschritt war ihrer Meinung nach nicht so bedeutend, dass er medizinisch relevant gewesen wäre. Ich konnte nicht einmal diese Sache mit ihnen besprechen.

Ich fühlte mich, als ob ich zu Unrecht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Die ganze Auffassung eines Rechtsstaates erschien mir vor allem tragikomisch.

Als Konsequenz entschied ich, dass ich mich auf Dinge konzentrieren würde, die meine Gesamtsituation verbessern würden, auch wenn jemand einfach den Boden unter meinen Füßen wegziehen würde. Es bedeutete, dass ich mich auf das geistige Wachstum konzentrierte, in dem ich völlig unabhängig handeln konnte. In Hinsicht auf die körperliche Rehabilitation war es, als ob ich versucht hätte, eine schwere Hauterkrankung mit Alkohol zu behandeln. Es gab lediglich einen kosmetischen Effekt und bestenfalls konnte ich meine Behinderung ganz vergessen.

Wenn ich an all den Frust denke, den mir die körperliche Rehabilitation in 37 Jahren gebracht hat, liegt die Ursache in der Tatsache, dass ich nicht selbst das Geld und die Ressourcen hatte für eine effektive Rehabilitation. Alles kristallisiert sich in meine Situation von heute: Auf den Markt kam ein Gerät, dass in der Praxis mich auf meine Füße stellen würde, was eine erhebliche Verbesserung meiner Situation wäre.

Aber die Gesundheitsbehörde scheint jedoch ein unüberwindliches Problem zu haben, Entscheidungen in dieser Sache zu fällen. Weil es für dieses Gerät keinen Importeur gibt und es einfacher ist, einen Rollstuhl zu kaufen, sollte ich weiterhin im Rollstuhl sitzen bleiben.

Ich verstehe nicht die Logik der führenden Elite, die meint, dass wirtschaftliches Wachstum die Quelle für Wohlstand ist. Reiche Menschen schmeicheln sich selbst mit dem Gedanken, dass all ihr Vermögen selbst verdient ist, und so ist es ganz klar, dass ihr Einkommen hundert bis tausend mal höher ist als das normale Einkommen. Die Tatsache ist jedoch, dass viele Menschen, die mit einem Silberlöffel im Mund geboren wurden, jetzt viel wohlhabender wären, wenn sie im Bett untätig liegen geblieben wären.

Aufgrund der sozio-ökonomischen Strukturen kämpft die größte Teil der Menschheit in der unendlichen Sisyphusarbeit. Nur eine Handvoll Menschen ist finanziell in der Lage, dass sie die völlige Freiheit hat, ihr inneres Wesen zu verwirklichen.

Das Ziel unserer führenden Elite ist, eine Steigerung der Produktivität um 5% zu erreichen, in dem sie das Einkommen der Leute kürzt, ihre Ressourcen verringert und ihre Freiheiten und Handlungsmöglichkeiten beschränkt.

Es wäre an sich schon eine enorme Produktivitätssteigerung, wenn die Entscheidungsträger die Bedürfnisse der Leute wahrnehmen, ihnen finanzielle Freiheit geben und ihnen echte Optionen in einer Weise anbieten würden, dass sie eine bestmögliche Version von sich selbst schaffen könnten. Wenn man in Menschen investiert, würde man ihnen in der Praxis die Möglichkeit geben, nach ihrer inneren Stimme zu handeln, was uns aufsteigen lässt, wie Phönix aus der Asche, und wir könnten unseren Kurs in Richtung neue Horizonte lenken.

Siehe auch:

FlipSnack: Aus der Krise in die Blütezeit

Aus der Krise in die Blütezeit (PDF)

FlipSnack: من الأزمة إلى الإزدهار

من الدزمة إلى الدزدهار (PDF)