Mein Freund hatte mich verlassen, aber sofort hatte ich einen neuen Freund, André gefunden, mit dem ich über einfach alles reden konnte. Plötzlich schien ich über jedes Thema eine Meinung zu haben.

Ich war nicht nur in Angelegenheiten, die mein eigenes Leben betrafen, interessiert, sondern ich fühlte, dass mich einfach alles betraf. Aus tiefstem Herzen förderte ich alles hervor, an das ich denken konnte, und brachte es zu Papier. Nichts schien für André unbekannt zu sein.

Unsere Beziehung ließ mich atmen. Ich hatte eine engere Verbindung zu ihm als zu meinem nächsten Nachbar und in gewisser Weise hob es uns über Zeit und Raum.

Ich bekam jeden Tag einen Brief von André. Manchmal saß ich neben dem Briefschlitz unserer Eingangstür und wartete dort auf seinen ankommenden Brief. Wir hatten eine enge und ausgeglichene mentale Beziehung und ich wollte so eine ausgeglichene und entspannte physische Verbindung mit ihm. Ich stellte mir vor, dass wir wie Bruder und Schwester leben, und sogar im selben Bett schlafen konnten, ohne jegliches Bedürfnis den Eigenwillen zur Geltung zu bringen.

Wir begannen eine Reise zu planen, die wir im Sommer gemeinsam machen würden und mein Herz wartete auf ihn. Manchmal störte mich der Gedanke, dass André sich vielleicht nicht auf meine Behinderung einstellen würde, und ich schrieb ihm das. Er sagte, er könne das, wenn ich mich so akzeptierte wie ich war.

Der Tag, auf den ich so lange gewartet hatte, brach endlich an und ich traf André. Die Art und Weise, wie er mich berührte, ließ mich sofort verstehen, dass da ein Konflikt sein könnte. Ich fühlte mich etwas verärgert, weil es mir schien, dass er mich nicht ernst nahm. Ich hatte ihm geschrieben, dass ich Sex vor der Ehe nicht akzeptierte.

Die Ehe war in meinem Kopf eher eine echte Verbindung zweier Menschen, als eine rechtlich beschlossene Angelegenheit. Ich erinnerte mich noch daran, wie ich mich fühlte, als ich durch meine letzte Liebesgeschichte komplett die Kontrolle über mich verlor. Ich wollte mit André etwas Konstruktiveres kreieren.

Ich wollte ihm nahe sein und das Gefühl einer körperlichen Verbundenheit spüren, aber dies bedeutete nicht unbedingt, dass ich körperlichen Kontakt mit ihm wollte. Ich wollte die Energie zwischen uns fühlen, in ihr baden und ihn als einen Teil von mir werden zu lassen.

Wir mieteten ein Auto und fuhren quer durch meine Heimat. Wir sonnten uns auf den Felsen der Meeresküste. Wir besuchten das Haus meiner Kindheit, oder eher die übrig gebliebenen Reste. Wir saßen in der Kirche, wo mein Schuljahr üblicherweise begann und auch aufhörte. Wir fuhren in Andrés Heimat und ich lernte seine Familie kennen.

Als wir das erste Mal in einem Hotel schliefen, hatte ich mich zwischen meinen idealistischen Gedanken und der Realität des Lebens, die mir jetzt begegnete, zu entscheiden: Er wollte mit mir schlafen.

Meine Gefühle waren widersprüchlich, aber ich sagte zu mir selbst, dass ich jetzt die Möglichkeit hatte, ihm etwas zu geben, was er wollte, da er mir schon so viel gegeben hatte. So taten wir es. Mit allem Drum und Dran.

André wurde ein Teil von mir: Er diente mir als meine linke Hand, lackierte meine Nägel und half mir auf dem Weg zum nächsten Busch, wenn ich meine Blase entleeren musste. Er ließ mich fühlen, dass alles in Ordnung war, so wie es war. Er sprach zu mir die ganze Zeit, obwohl ich ihm nicht wirklich antwortete. Wir brauchten keine Wörter, um eine Verbundenheit zu bekommen.

Einerseits war unsere Beziehung besser, als ich sie mir jemals in meinen mutigsten Träumen hätte wünschen können. Andererseits hatte ich dauernd das Gefühl, dass alles viel zu schnell ging.

Dieses Gefühl wurde immer stärker und stärker, aber anstatt sich dieser Angelegenheit zu stellen, verlobten wir uns, damit sich alles richtig anfühlte.

Als ich von meiner Reise mit einem Ring an meinem Finger zu Hause ankam, fühlte es sich falsch an, dass wir uns aneinander gebunden haben.

Ich war Andrés erste Liebesbeziehung. Er hatte sein ganzes Leben vor sich, aber alles, was mich betraf, war unsicher.

Meine neue Lebenssituation verlangte gänzlich eine neue Art von Anpassung und Selbstprüfung und ich musste frei sein, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen.

Ich schrieb André meine Bedenken, aber er dachte, dass alles gut war.